Die digitale Transformation ist für Deutschlands Verwaltungen längst kein neues Thema mehr und dennoch weiterhin brandaktuell: Denn die Digitalisierung und damit einhergehende Chancen und Herausforderungen weisen eine hohe Dynamik auf. Damit Schritt zu halten, ist nicht leicht, doch die öffentlichen Verwaltungen stellen sich den damit verbundenen Gestaltungsaufgaben. Eine tragende Rolle haben dabei insbesondere die Kommunen – also Städte, Gemeinden und Landkreise. Sie setzen einen Großteil der Digitalisierungsmaßnahmen um. Und auf kommunaler Ebene bestehen die größten Berührungspunkte mit Bürgerinnen und Bürgern. Sie stehen im Mittelpunkt. Ihnen sollen digitale Lösungen und Angebote einen Mehrwert bringen. Auf kommunaler Ebene werden die Effekte der digitalen Transformation, aber auch ihr Ausbleiben somit am ehesten sichtbar.
Für die Kommunen gibt es heute primär zwei übergeordnete Gestaltungsbereiche der Digitalisierung: die Binnendigitalisierung und die digitale Daseinsvorsorge. Unter der Binnendigitalisierung oder Verwaltungsdigitalisierung wird die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) und der E-Government-Gesetze, also die Digitalisierung von Verwaltungsleistungen und der internen Prozesse, verstanden. Für die Verwaltungen ist dieses Thema nicht neu und, wie auch in diesem Trendreport deutlich wird, steht es klar im Fokus der Kommunen.
Als weiteres Gestaltungsfeld der digitalen Transformation rückt heute die digitale Daseinsvorsorge immer mehr in den Fokus: „Der Begriff der digitalen Daseinsvorsorge umfasst hier all diejenigen – öffentlichen und privaten – digitalen Hilfestellungen, die es Bürgern und Unternehmen ermöglichen, sowohl in urbanen Gebieten als auch im ländlichen Raum am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilzunehmen.“ (Deutscher Landkreistag 2018) Klassische Handlungsfelder sind dabei Mobilität und Verkehr, Wirtschaft und Tourismus, Gesundheit und Soziales, Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie Umwelt. Diese Handlungsfelder werden oftmals in Smart-City-/Smart-Region-Strategien und -Konzepten adressiert. Daher wird die digitale Daseinsvorsorge hier im Zusammenhang mit Smart-City-/Smart-Region-Ansätzen verstanden. Die digitale Daseinsvorsorge geht deutlich über die „reine“ Verwaltungsdigitalisierung hinaus. Unterstützt wird die Entwicklung von Smart-Cities und -Regions durch verschiedene Bundes- und Landesförderprogramme. An sich ist auch die Daseinsvorsorge für Kommunen kein neues Thema. Sie bildet einen grundsätzlichen Auftrag für Städte, Gemeinden und Kreise. Die Digitalisierung eröffnet hier jedoch neue Gestaltungsmöglichkeiten.
Abb. 1: Welche Relevanz haben folgende Aspekte bei der Gestaltung der digitalen Transformation? (n= Anteil der Teilnehmenden; Werte in Prozent)
Die Gestaltung der digitalen Transformation ist kein Selbstzweck und auch kein Selbstläufer. Sie muss gemanagt werden. Dafür braucht es Strukturen und Verantwortlichkeiten. Das wird auch bei geförderten Kommunen deutlich, denn auch hohe Fördervolumina erzielen ihre Wirkung nur, wenn sie gezielt eingesetzt werden. Städte, Gemeinden und Kreise haben sich für die digitale Transformation in den vergangenen Jahren unterschiedlich aufgestellt und ihre Erfahrungen gesammelt. Wie sie das getan haben und worauf es aus Sicht der Kommunen ankommt, möchte dieser Trendreport näher beleuchten. Die Abbildung 1 gibt bereits einen Überblick über die relevantesten Aspekte aus Sicht der befragten Kommunen. Deutlich wird: Sie reichen von der klaren Unterstützung durch die Hausspitze/politische Leitung über Strategien und Maßnahmen, Ressourcen und Kompetenzen bis hin zu Fragen der Kommunikation und Zusammenarbeit. Diese Aspekte werden in den folgenden Kapiteln anhand der Befragungsergebnisse, Fachinterviews und Erfahrungswerte aus Projekten näher beleuchtet.
„Wir müssen den digitalen Wandel – ich bezeichne ihn gern als ‚Dschungel der Möglichkeiten‘ – akteursübergreifend organisieren, um das Potenzial in der kommunalen Welt zu heben. Eine solide Steuerung bzw. Governance ist dafür essentiell.“
Robin Eisbach, Geschäftsführer mendigital GmbH
Titelgrafik: C. Julien Eichinger, AdobeStock